Facharbeiten im Internet

Facharbeiten im Internet

Zwangsarbeit4

Zurück

4 Zwangsarbeiter in Sachsen

4.1 Victor Klemperer – Beispiel eines „prominenten“ Zwangsarbeiters

Victor Klemperer wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung zur Zwangsarbeit verpflichtet. 1881 wurde er in Landsberg als Sohn eines Rabbiners geboren.

Er studierte Philosophie in Paris, Genf, München und Berlin. 1906 heiratete er seine Frau Eva. Er wirkte als Publizist und Schriftsteller. 1912 konvertierte1 er zum Protestantismus. Dies wurde später von den Nazis nicht akzeptiert. 1915 wurde Klemperer Kriegsfreiwilliger. Nach dem Krieg nahm er eine Stelle an der TU Dresden an, wo er 1935 aufgrund der Rassengesetze entlassen wurde. Er hatte aber die Illusion, dass er als Kriegsteilnehmer verschont wird und blieb in Dresden.

Seine nichtjüdische Ehefrau hielt stets zu ihm. 1940 musste das Ehepaar ihr Haus verlassen, sie wurden ins „Judenhaus“ eingewiesen. Victor Klemperer wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet.

„Die ungewohnte, harte körperliche Arbeit im Stellwerk des Dresdener Güterbahnhofes ebenso wie Kälte und Hunger machen die Männer aggressiv und streitlustig.“

Und die Männer beobachteten auch Dinge, die sie Schreckliches Erahnen lassen.

„ Bei ihrer Arbeit beobachten Klemperer und seine Leidensgenossen die Güterwagen voller zusammengepferchter Menschen, die nach Osten gehen. Sie können nur ahnen, was die Opfer am Ziel ihrer Fahrt erwartet.“ (Q4)

Die Zerstörung Dresdens am 13.02.1945 rettete ihm das Leben, er konnte fliehen. Nach dem Krieg nahm er seine Tätigkeit in Dresden wieder auf. 1946 schrieb er an Freunde:

„Ich möchte gar zu gerne am Auspumpen der Jauchengrube Deutschlands mitarbeiten, dass wieder etwas Anständiges aus diesem Lande werde.“ (Q4)

1960 verstarb Klemperer im Alter von 79 Jahren in Berlin.

4.2 Schicksale von Zwangsarbeitern im Meißner Raum

Nachfolgende Informationen konnte ich aus dem Bestand des Nossener Stadtarchivs entnehmen.

Die Firma Warsitz aus Antwerpen brachte nach der Eröffnung der Westfront ihre Teile zur Herstellung von V2-Raketen nach Nossen. Die Klostermühle wurde der Standort der Firma. Die Um- und Aufbau mussten Häftlinge aus dem KZ Flossenbürg übernehmen. So wurde in Nossen eine KZ-Außenstelle eingerichtet. Von November 1944 bis Mai 1945 waren über 400

Menschen inhaftiert. Erst waren Sie in den Kellerräumen der Mühle untergebracht. Hier stand das Wasser fußhoch und die Menschen mussten auf nassem Stroh schlafen. Später wurden 5 Baracken und 4 Wachtürme in der Nähe der Klostermühle errichtet und mit Stacheldraht eingezäunt. Die Häftlinge arbeiteten in der Klostermühle und in den Ebro-Werken in Rosswein. Sie wurden unmenschlich behandelt. 87 Menschen überlebten diese Behandlung nicht. Die Toten wurden mit einer Karre, mit der auch das Brot aus der Bäckerei geholt wurde, auf den Friedhof westlich der Eisenbahnersiedlung gefahren. (Q5)

Es gab aber auch mutige Menschen, die den Häftlingen Essen zusteckten oder ihnen anderweitig halfen und ihr Mitgefühl zeigten.

Im April 1945 wurden die marschunfähigen Häftlinge in 3 Güterwagen vom Bahnhof Nossen nach Leitmeritz transportiert. Die anderen schickte man auf den Todesmarsch Richtung Böhmen. 63 Häftlinge erreichten die Grenze nicht.

In der Stadt Meißen hatten sich Widerstandsgruppen gebildet. Albert Mücke gehörte zu ihnen. Unter dem Vorwand, ausländische Zwangsarbeiter mit Hilfe des Erlernens der deutschen Sprache zu höheren Arbeitsleistungen zu befähigen, führte er 1941 Deutschunterricht im Lager der Zwangsarbeiter (sowjetische und polnische Arbeiter) in der Jutespinnerei durch. Er nutzte diesen Unterricht zur Weitergabe abgehörter Sendungen des Moskauer und Londoner Rundfunks. (Q6)

Im Frühjahr 1945 wurden Kolonnen von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen aus dem Osten Deutschlands durch den Kreis Meißen getrieben. In den Orten Roitzsch, Klappendorf, Dörschnitz und Striegnitz ermordet die SS 36 völlig entkräftete Häftlinge, darunter 11 Frauen. (Q7)

Aber es gab auch zutiefst humanistische Aktionen seitens der Bevölkerung. So versteckte Rudolf Grafe aus Eula im April 1945 auf seinem Grundstück 2 sowjetische Gefangene. Arthur Lindner aus Nossen versteckte in seiner Wohnung 1 polnische und 1 sowjetische Zwangsarbeiterin. Der Schmiedemeister Hammitzsch aus Dörschnitz nimmt 5 geflüchtete Frauen im Seitengebäude seiner Schmiede auf, dort hält er bereits seit dem 19. März 1945 zwei Frauen verborgen. (Q8)

4. 3 Berichte von Zeitzeugen

Von meinen Großeltern erfuhr ich einige Begebenheiten, die sie als Kinder mit Zwangsarbeitern hatten. Mein Opa (75 Jahre) lebte mit seinen Eltern und 7 Geschwistern im heute polnischen Teil der Stadt Görlitz. Da sie eine kinderreiche Familie waren, bekamen sie Haushälterinnen (Mädchen, die ein so genanntes Pflichtjahr ableisten mussten) zugeteilt.

1942 kam eine junge sowjetische Frau zu ihnen. Diese bekam im Gegensatz zu den anderen Mädchen kein Entgelt. Sie lebte in einer unbeheizten Dachkammer. Die junge Frau bekam nur am Sonntag einige Stunden Ausgang und durfte sonst nicht das Haus verlassen.

Meine Oma (72 Jahre) verbrachte ihre Kindheit in der sächsischen Kleinstadt Geringswalde. Sie erinnert sich, dass in der Nachbarschaft, dem späteren Kulturhaus, Zwangsarbeiter untergebracht waren. Die Fenster waren vergittert. Abends sangen diese Menschen gemeinsam Lieder.

Die Zwangsarbeiter mussten jeden Morgen diese Unterkunft verlassen und wurden durch die Polizei an die Betriebe der Stadt und die landwirtschaftlichen Betriebe des Umlandes verteilt, am Abend wieder abgeholt und in ihre vergitterte Unterkunft zurückgebracht. Wurden diese Menschen zusätzlich mit Nahrungsmitteln versorgt, wurden oft die Bauern denunziert. Im Mai 1945 wurden die Zwangsarbeiter befreit. Meine Oma konnte sich noch erinnern, dass die Zwangsarbeiter als Erstes Nahrungsmittel (Brot, Wurst etc.) erhielten und dass diese Zwangsarbeiter dann dies mit den Kindern teilten.

In meinem Heimatort Schönnewitz lebt Frau Irmgard Rippel. Die 85jährige Frau konnte mir auch Einiges erzählen. Sie wohnt seit ihrer Heirat auf einem 3-Seiten-Hof in Schönnewitz. Ihr Mann wurde 1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Als Ersatz wurden dem Gut 3 Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Es waren 1 Ukrainer, 1 Polin und 1 Russe.

Sie wurden im Landwirtschaftsbetrieb und im Haushalt eingesetzt. Sie wohnten in kleinen Zimmern im Seitengebäude des Hofes. Sie wurden auf dem Hof ernährt und bekamen Bekleidung.

Sie erzählte, dass sie nicht „zu gut“ zu den Zwangsarbeitern sein durfte, da die Nazis regelmäßige Kontrollen durchführten. Anfänglich gab es kaum Verständigung, jedoch erlernten die Arbeiter schnell die deutsche Sprache. Entgelt bekamen die Zwangsarbeiter nicht. Sonntags durften sie für einige Stunden das Gut verlassen. Sie trafen sich mit Zwangsarbeitern der Umgebung. Sie kamen immer pünktlich zurück und wollten auch nicht weg gehen. Als die Front sich in unsere Gegend verlagerte, verließ die Familie das Gut und floh nach Mohorn. Das Schicksal der Zwangsarbeiter blieb ungewiss. Man wußte, dass in Krögis mehrere Zwangsarbeiter erschossen wurden. Der ukrainische Arbeiter kehrte nach Kriegsende zurück und wollte eine Anstellung auf dem Hof haben. Dies war jedoch unter der sowjetischen Militäradministration nicht möglich.


2 den Glauben, die Konfession wechseln

Weiter
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden