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2 Russlands Vergangenheit im Licht der Perestroika

Berlin 19533, Budapest 19564, Prag 19675 und Danzig 19806, immer wieder regt sich Widerstand gegen den Stalinismus7. Immer wieder kämpfen Menschen in riesigen Demonstrationszügen vereint mit der bloßen Hand gegen die Panzer und Soldaten des Warschauer Paktes89. Es ist ein durch schlechte Lebensbedingungen und fehlende Presse- und Meinungsfreiheit hervorgerufener Protest, der sich in der Sowjetunion während der Ära Breschnews10 und immer wieder umtreibt jene Menschen dieselbe Motivation: Sie begehren auf für einen ‚Sozialismus mit menschlichem Antlitz’ verstärkte.

Das Wettrüsten des Kalten Krieges verschlang mittlerweile die Hälfte des Staatshaushaltes der UdSSR. Fehlende Kritik durch die Unterdrückung der Opposition und der Zensur der Presse machten das System selbstgefällig und starr. Die Lebensqualität der Sowjetbürger hatte sich verschlechtert und die aufgeblähte Bürokratie der Planwirtschaft war unfähig für tief greifende Reformen. Auch die landwirtschaftliche Produktion, welche rückläufig war, reichte nicht aus, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Die Sowjetunion steckte tief im Sumpf der Korruption, Schattenwirtschaft, jahrelang verkrusteter politischer Strukturen und der handlungsunfähigen Verwaltung.

Doch nach dem Tod Breschnews trat der vergleichsweise junge Michael Gorbatschow, welcher den Ernst der tiefen volkswirtschaftlichen Krise der Sowjetunion erkannte, die Nachfolge an. Am 27. Januar 1987 verkündete er auf dem Plenum des Zentralkomitees der KPdSU seine neue Politik – Glasnost und Perestroika11. Außenpolitisch wurde allen sozialistischen Völkern die Gestaltung ihrer eigenen Zukunft selbst überlassen, womit sich der Warschauer Pakt aufzulösen begann. Innenpolitisch setzte ein Prozess der Demokratisierung der unteren Staatsfunktionen, der Privatisierung und Wettbewerbsförderung der Wirtschaft und der Reformierung der sowjetischen Verwaltung ein. Die durch Gorbatschows Reformen erwachte revolutionäre Stimmung wurde durch die zugestandene Meinungs- und Pressefreiheit genährt und diente nun auch den Systemgegnern, um gegen die Sowjetunion und ihr System zu kämpfen. Mit dem Zerwürfnis zwischen Boris Jelzin12 und Michael Gorbatschow gewannen jene, welche den sofortigen Umbau in eine Marktwirtschaft forderten, einen mächtigen Anführer. Jedoch wurde die Autorität auch von den konservativen Eliten der Roten Armee und der KPdSU mit dem versuchten Militärputsch im Sommer 1991 untergraben, sie zwangen Michael Gorbatschow am 24. August 1991 zum Rücktritt aus seiner Position als Generalsekretär der KPdSU und als Staatspräsident der Sowjetunion. Mit dem Verlust der Regierungsmacht des Kremls lösten sich die Teilrepubliken13 der Sowjetunion aus dem Staatenbund heraus und beendeten 74 Jahre nach der Oktoberrevolution14 die Ära der Sowjetunion. Doch woran war die Sowjetunion gescheitert? Und welche Bedeutung nahm die Perestroika ein? Dazu Michael Gorbatschow selbst:

„Wenn die Perestroika weitergegangen wäre, wenn neue Parteien entstanden wären, wenn das Anti-Krisen-Programm realisiert und der neue Unionsvertrag unterschrieben worden wäre, dann hätte die Geschichte einen ganz anderen Lauf genommen. Nicht die Perestroika hat die Sowjetunion zerstört, sondern ihre Gegner."15


3 Am 15. Juni 1953 protestierten vor allem Arbeiter in Ost-Berlin gegen die Erhöhung der durchschnittlichen Arbeitszeit und der Produktionsnormen durch die Regierung der DDR. Dieser Aufstand weitete sich zu einer Demonstration gegen die Führung der DDR aus und wurde gewaltsam niedergeschlagen.
4 Am 24. Oktober 1956 demonstrierten 100.000 Menschen für Freiheit und Demokratie in Budapest. Nach der Verbrüderung des ungarischen Militärs mit den Reformern und dem Austritt aus dem Warschauer Pakt marschierten Sowjetische Truppen ein, wobei sie 16.000 Freiheitskämpfer töteten, den Ministerpräsidenten Imre Nagy hinrichteten und eine pro-sowjetische Regierung einsetzten.
5 Oft wird diese Bewegung auch als Prager Frühling bezeichnet. Nach der Demokratisierung der Tschechoslowakei durch Alexander Dubcek marschieren 500.000 Soldaten in Prag ein und schlagen den Widerstand nieder.
6 Der Aufstand der Werftarbeiter von Danzig führt unter der Führung Lech Walesas 1980 zur Gründung der Gewerkschaft ‚Solidarnosch’. Trotz der Verhängung des Kriegsrechtes konnte diese starke Opposition mit einer Anhängerschaft von 10 Millionen Mitgliedern nicht unterdrückt werden und sorgte in den späten 1980ern zu tief greifenden Reformen.
7 Dieser Begriff bezeichnet…
8 Militärischer Bündnisvertrag zwischen der Sowjetunion, DDR, Tschechoslowakei, Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. (anfangs auch Jugoslawien)
9 Ausspruch von Alexander Dubcek während des Prager Frühlings (1921-1992)
10 Leonid Breschnew, Chef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) (1906-1982)
11 Auf Deutsch: Offenheit und Umwandlung; In Russisch geschrieben: Ѓласност и Перестройка.
12 Boris Jelzin war zur Zeit der Perestroika Staatspräsident der Teilrepublik Russland.
13 Zuerst erklärten Litauen und Georgien im April 1991 ihren Austritt aus der Union. Im August 1991 folgten die restlichen europäischen Republiken Moldawien, Ukraine, Weißrussland, Estland und Lettland sowie Aserbaidschan, Kirgistan und Usbekistan. Abschließend verließen im September 1991 Tadschikistan, Armenien und Turkmenistan die Sowjetunion, sodass nur noch Kasachstan und Russland verblieben und sich trennten.
14 Diese Revolution unter der Führung von Wladimir I. Uljanow(Lenin) stürzte das autokratische Zarenregime und errichtete die Sowjetunion am 30.12.1917, (1870-1924)
15 Michael Gorbatschow in der Internetzeitschrift www.aktuell.ru am 24. März 2005.

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