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Karten4

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4 Gründe für die Manipulation von Karten

4.1 Propaganda

Ein Aspekt für Kartenmanipulation ist die verzerrte Darstellung zu Propagandazwecken. Hier bietet wiederum die Sowjetunion ein Paradebeispiel. Der ungarische Kartograph Sándor Radó (1899 –1981) gestaltet in seinem „Atlas für Politik, Wirtschaft, Arbeiterbewegung“ eine Weltkarte (1930 erschienen). In diesem wurden die russischen Gebiete sehr groß scheinend abgebildet, „indem er [Radó] den Norden verzerrte und die Sowjetunion, ein Begriff, den er prägte, in Rot hervorhob.“3 Diese Karte (siehe Anhang 2) wurde zudem in der winkeltreuen Mercatorprojektion dargestellt. Hierbei sind allerdings die Flächenrelationen, vor allem in den Polgegenden, stark verzerrt. Dies führte zu heftiger Kritik durch die Fachwelt. Die durch Farbgebung und Projektionsart augenscheinlich verzerrte Kartendarstellung ist wahrscheinlich das berühmteste Beispiel einer solchen Manipulation. Ein weiteres, eher triviales Beispiel, ebenfalls Russland betreffend, zeigt die Karte (aus dem Jahr 1904) „Humorous Diplomatic Atlas of Europe and Asia“ (Humoristischer diplomatischer Atlas von Europa und Asien – Anhang 2). Hier wird Russland als riesiger Krake dargestellt, der die Nachbarländer umfangen hält. Selbstverständlich wurde in dieser Karikatur eine nicht existente Abbildung des Krakenkopfes an die Staatsfläche angesetzt, um die Figur des Kraken zu komplettieren. Doch auch ohne dies würde die Drohung durch den Riesen imposant wirken. Die bereits „eingefangenen“ Nachbarländer (z.B. Finnland, Polen, Turkestan und Afghanistan) sind im Gegensatz zu den restlichen Staaten, genauso wie auch Russland in Grau gehalten.

4.2 Geheimhaltung wichtiger Informationen

Dieser Beweggrund zur Kartenmanipulation ist vor allem im Zusammenhang zur Tarnung von Standort und Lage militärischer Einrichtung zu nennen. Aber auch nichtmilitärische, trotzdem strategisch wichtige Objekte wurden geheimgehalten, wie das folgende Zitat über den „Weltraumbahnhof“ Baikonur zeigt.

„Von Januar 1955 an wurde an der kleinen Bahnstation Tjura Tam mitten in der kasachischen Steppe das Kosmodrom gebaut, auf dem bald die erste Interkontinentalrakete der UdSSR gezündet werden sollte. Heute ist der 2500 Kilometer von Moskau entfernte Ort unter dem Namen Baikonur bekannt, der eigentlich eine Bergarbeitersiedlung 300 Kilometer weiter nördlich bezeichnet. Die Namensverwirrung sollte der Geheimhaltung des Unternehmens dienen.“4

In der Sowjetunion kam es noch andernorts zu Lageveränderung von Städten und Siedlungen. Besonders auffällig wurde eine solche, wenn sich die verschobenen Ortschaften in der Nähe eines Meridians oder Breitengrades befanden. Am Beispiel von Salmi am Ladogasee und Logaschkino an der Alazeja ist eine solche merkwürdige Verschiebung im Anhang 3 beschrieben.

Auch in der DDR wurden Karten aus strategischen und militärischen Gründen geheimgehalten. Hier versuchte das Ministerium des Innern (MdI), die Koordinaten von Truppenübungsplätzen, Kasernen und anderen Einrichtungen dieser Art geheim zu halten, indem man die betreffenden Merkmale zur Positionsbestimmung (Koordinatennetz, Hoch- und Rechtswert, Höhenangaben) aus den entsprechenden Kartenwerken entfernte. Andere getarnte oder retuschierte topographische Merkmale waren Straßen- und Grenzverläufe. DDR-Karten stellten den gesamten Grenzverlauf zum Westen manipuliert oder gar nicht dar. Im Anhang 4 befindet sich eine dieser Karten, die den Grenzverlauf zeigen. Generell musste man bei Karten zwischen der – meist manipulierten – für die Volkswirtschaft bestimmten Ausgabe (AV) und der als VVS geltende und nur einem sehr kleinen Personenkreis zugänglichen „Ausgabe Staat“ (AS) unterscheiden.

Eine genaue topographische Karte zur privaten Nutzung war in der DDR nicht erhältlich. In den Stadtplänen des VEB Landkartenverlags fehlen militärische Objekte; größere Industrie- und Eisenbahnanlagen werden zum Teil stark vereinfacht dargestellt.

3 Ute Schneider, Die Macht der Karten, Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute
4 DIE ZEIT, 04.10.2007 Nr. 41, „Eine Notlösung macht Geschichte“ von Wolfgang Richter

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