7 Schadensbilanz

Im Großen und Ganzen richteten sich die Vertuschungs- und Fälschungsaktionen vor allem gegen die eigene Bevölkerung. So sollten geplante unerlaubte Grenzübertritte schon durch die ungenauen Karten in den Grenzregionen erschwert bzw. unmöglich werden. Dass sich die Geheimhaltung beziehungsweise Manipulation von Karten jedoch auch nachteilig auf die eigene Wirtschaft auswirken konnte, zeigt das folgende Beispiel besonders deutlich:

„Die übersteigerte Geheimhaltung topographischer und geodätischer Daten in der DDR be- bzw. verhinderte sogar mit sozialistischen „Bruderländern“ vertraglich vereinbarte geologische Arbeiten: Am 02.11.1977 stellte der Direktor des VEB Geophysik Leipzig auf dem Dienstweg den Antrag, für die Arbeit der Gemeinschaftsorganisation Petrobaltic, Koordinaten nach dem Krassowski-Ellipsoid [siehe Anhang 1, Anmerkung Verf.] nutzen zu dürfen. Petrobaltic war im Jahr zuvor auf Grund eines dreiseitigen Abkommens der Ministerien für Geologie der UdSSR, der VR Polen und der DDR gegründet worden, um vor den Küsten der Länder in der Ostsee nach Erdöl und Erdgas zu suchen. Auf Anschreiben des Generaldirektors der VVB Erdöl-Erdgas vom 07.12.1977 zur Weitergabe des Antrages an den Minister für Geologie (MfGeo) notierte der offenbar mit der Bearbeitung betraute Hauptmarkscheider des Ministeriums handschriftlich: ‚Die Verwendung derartiger Koordinaten ist für MfGeo-Bereich im Prinzip ausgeschlossen. Nach Abstimmung [...] wird ein entsprechender Antrag an das MdI gestellt werden. 19.12.77' .“1

Probleme verursachte nicht nur die Anwendung der Karten, es ergaben sich auch erhebliche Mehrkosten durch die parallele Herstellung korrekter und gefälschter Karten. Hinzu kam, dass der Aufwand zur sogenannten Laufendhaltung der Kartenwerke, die auf die bereits vorhandenen, aber ebenfalls manipulierten aufbauten und aus ihnen abgeleitet werden mussten, immens war.