2 Historie von Aspirin

Seit fast 100 Jahren ist die Acetylsalicylsäure (ASS) ein bedeutender Arzneistoff. Der Wirkstoff ist unter den Handelsnamen Aspirin berühmt geworden, stieß aber anfänglich auf großes Misstrauen wie das Zitat von Wittenhauer aus dem Jahre 1899 zeigt.

Heutzutage gehört schon ein gewisser Mut dazu, ein neues Mittel zu empfehlen. Beinahe täglich werden solche auf den Markt geworfen, und man müsste schon ein großartiges Gedächtnis besitzen, wenn man alle die neuen Namen behalten wollte. Viele tauchen auf, werden von einzelnen Autoren und besonders von Firmen gerühmt und empfohlen und nach kurzer Zeit hört man nichts mehr von ihnen. (Q 1)

Aspirin wurde trotz des anfänglichen Misstrauens nicht bloß von Medizinern sondern auch von der breiten Öffentlichkeit beizeiten als Universalmittel akzeptiert.

Die Bekämpfung von Schmerzzuständen mit Naturstoffen begann schon zu Zeiten von Hippokrates (460- 377 v. Chr.). Hippokrates empfahl die Verwendung von Präparaten aus der Rinde verschiedener Bäume und Sträucher. Vorzugsweise wurden hier verschiedene Weidenarten verwendet.

1828 isolierte der Pharmazeut Buchner aus einem gereinigten Extrakt der Salweidenrinde (Salix alba) das Salicin, welches als fiebersenkendes Mittel angewendet wurde. Die Salicylsäure, ein Fragment des Salicins, wurde 1839 von Piria entdeckt und erstmals isoliert. Kolbe klärte zwanzig Jahre später die chemische Struktur der Salicylsäure auf und stellte diesen Naturstoff erstmals vollsynthetisch her. Leider schränkten der bittere Geschmack und die Reizwirkung auf die Magenschleimhaut die therapeutische Anwendung ein. Deshalb versuchte man durch geeignete Veränderung des Moleküls, verträglichere Derivate der Salicylsäure zu entwickeln. 1897 gelang dies Felix Hoffmann mit der Herstellung der Acetylsalicylsäure.

Die Geschichte von Aspirin begann im Jahre 1897. Im selben Jahr gelang es dem jungen Chemiker Dr. Felix Hoffmann und seinem wissenschaftlichen Team, den Wirkstoff Acetylsalicylsäure zum ersten Mal verträglicher und stabiler zu machen. Der Name Aspirin wurde dem Arzneimittel erst 1899 gegeben. Der Name Aspirin setzt sich folgendermaßen zusammen. Das „A“ steht für „Acetyl“, einem Bestandteil des Begriffes für die Grundsubstanz: Acetylsäure. Die zweite Silbe „spir“ weist auf die Geschichte des Wirkstoffs hin. Sie ist eine Anlehnung an die Spirsäure aus dem Saft der Spirstaude (Spiraea ulmaria).Diese Spirsäure ist chemisch identisch mit der Salicylsäure.

Und das „in“ war ein damals gebräuchliches Suffix (sprich: Endung) in der chemischen Namensbildung. 1899 erfolgte die Aufnahme von Aspirin in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin. Am 27. Februar 1900 erteilt die amerikanische Patentbehörde Dr. Felix Hoffmann und seinen Team das Patent für die Entdeckung der Acetylsalicylsäure- Synthese. 1909 macht Aspirin fast ein Drittel des Gesamtumsatzes der Firma Bayer aus. Bereits 1900 war Aspirin in Tablettenform erhältlich. 1950 kam Aspirin als meistverkauftestes Schmerzmittel in das Guinness- Buch der Rekorde. 1971 lieferte der Pharmakologe Sir John Vane den Schlüssel für das klassische Wirkprofil der Acetylsalicylsäure. 1971 wurde Aspirin Plus C mit 400 mg Acetylsalicylsäure und 240 mg Vitamin C eingeführt. 1988 erhielt Aspirin die Auszeichnung „Arzneimittel des Jahres 1988“. Auch wurden in diesem Jahr neue Anwendungsmöglichkeiten von Aspirin intensiv erforscht und in Physicans Health Study veröffentlicht. Die Aspirin Kautablette, eine echte galenische Innovation fand 1992 ihre Einführung. Aspirin ist derzeit eines der bestdokumentierten Medikamente der Welt und eines der am häufigsten verwendeten Arzneimittel. Jährlich werden heute weltweit 50000 Tonnen Acetylsäure hergestellt. Acetylsäure ist unter dem Markenzeichen Aspirin mindestens genauso bekannt wie die Coca Cola. Unter diesem wird die Acetylsäure in rund 90 Ländern verkauft, Aspirin ist in Lateinamerika und Europa zweifellos die Nummer „1“ der Analgetika.